Vor über 50 Jahren entdeckte ich meine Leidenschaft für die Bienen. Mit 14 Jahren fing ich meinen ersten Schwarm, den ich dank
eines damaligen Imkermeisters wohlbehalten in einen Bienenstock einbringen konnte.Über die nächsten Jahre erfuhr ich viele nützliche Tipps und Tricks in Bezug auf die Bienenhaltung. Schon damals
stellte sich die Bedeutung einer guten Königin schnell für mich heraus und ich dachte mir: "Meine Bienen sind nicht schlecht, aber das kann man besser machen."
Mittlerweile hatte ich nebst der Theorie viel praktische Erfahrungen sammeln können, was mir eine qualifizierte Bewertung meiner Bienenvölker und der neuen Zuchtbasis ermöglichte. Zunächst fiel
fast jedes Volk unter das mir gesteckte Ziel. Innerhalb eines 5-Jahres-Plans selektierte ich radikal nach Sanftmut, Vitalität, Schwarmträgheit aber auch nach Überwinterungsfähigkeit und
Reinrassigkeit. Die Honigleistung ist als Selektionsmerkmal ein zweischneidiges Schwert. Gewichtet man sie zu stark, neigt man immer wieder dazu anderen Eigenschaften der Biene nicht die nötige
Bedeutung beizumessen. Es ist gerade die Kunst des Züchters alle gewünschten Eigenschaften in Einklang zu bringen und zu bündeln, ohne dass einzelne Merkmale darunter leiden. Ein Lichtstrahl
alleine erhellt die Welt nicht.
In aller Regel finden sich Züchter im Bereich der goldenen Mitte wieder, wobei innerhalb dieses Bereichs jeder Züchter seine eigene Handschrift und Präferenzen offenbart.
Bei mir blieb anfangs nur eine Königin übrig, von der ich eine Zeit lang nachzog. Um Inzuchten zu vermeiden, sammelte ich Material von vielen anerkannten Zuchtstellen quer durch Deutschland und
die Anreinerstaaten, sodass sich schneller Erfolge einstellten, als ich es Anfangs erwartet hatte. Das grundlegendste Merkmal einer jeden Zucht, die Sanftmut, ließ sich schnell auf ein angenehmes
Niveau einstellen, da nach Sanftmut nahezu klimaunabhängig und wenig saisonal begrenzt selektiert werden kann. Bzgl. der Honigleistung kooperierte ich mit Imkern, indem ich ihnen Königinnen zur
Verfügung stellte, die dann je nach den gegebenen Bedingungen untereinander auf ihre Honigleistung untersucht wurden.
Es entstanden bis heute bestehende Freundschaften, die auf derselben Leidenschaft beruhen: Die Zucht einer Königin, mit der das Imkern gerade in einer Zeit des fehlenden Imker-Nachwuchses und der
immer dichter werdenden Besiedelung jedem Freude bereitet.
Noch heute helfen mir meine damaligen Erfahrungen, meine Buckfast-Linie und ihre besonderen Eigenschaften aufrecht zu erhalten.
Uns allen, besonders auch mir, ist es in der heutigen Zeit ein Anliegen, der Milbe, die seit vielen Jahren unsere Bienen bedroht, durch gezielte Zucht einhalt zu gebieten. Noch hat es niemand
geschafft, die Sanftmut zu erhalten und gleichzeitig die Milbenresistenz signifikant zu stärken, doch ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden werden.
"Ubi apis, ibi salus" - Wo Bienen sind, dort ist Gesundheit.
Nun aber zu meinem Zuchtbetrieb:
Mein Zuchtjahr beginnt nicht wie man annehmen könnte Mitte Mai, wenn die ersten Umweiselaktionen beginnen. Vielmehr werfe ich schon im Winter immer mal wieder einen Blick auf die eingewinterten
neuen Zuchtmütter, um diese beurteilen zu können. Wenn der Reinigungsflug im Frühjahr erledigt ist, kann schon vorselektiert werden: "Wie sitzen die Bienen, haben sie den Winter gesund
überstanden? Wieviel Futter und Brut ist in den Kästen, wie sieht das erste Brutbild aus und wie stark ist das Volk im Vergleich zu den Schwestervölkern?"
Die Völker, die am Ende den besten Gesamteindruck machen, werden für die Beobachtungsphase auf den naheliegensten Stand gebracht und von da an über die ganze Saison genau beobachtet.
Wie es wohl jeder kennt, steht dann plötzlich der Mai vor der Tür und es heißt ranklotzen!
Es wird umgelarvt, nachgelarvt, hin und hergehängt, bis nach schließlich ca. 12 Tagen die ersten Königinnen schlüpfen.
Bis dahin stehen selbstverständlich Begattungskästchen bereit, sodass die Königinnen mit den eingesetzten Jungbienen eine Begattungseinheit bilden kann.
Haben alle Königinnen ein zu Hause bekommen, geht es auf meine Belegstelle. Es ist sehr wichtig, dass dort eine ausreichende Drohnendichte herrscht, um einen allzu weiten Ausflug der
Jungköniginnen zu verhindern.
Damit Sie am Ende sichergehen können, dass die gelieferten Königinnen auch halten, was ich Ihnen verspreche, warte ich mit dem Absammeln wenigstens so lange ab, bis die erste Brut verdeckelt ist.
Erst jetzt zeichne ich die Königinnen. So verhindert man kleine, vielleicht nicht direkt sichtbare Flugschwierigkeiten, die sich im schlechtesten Fall auf die Qualität der Begattung auswirken
können.
Ist schließlich der erste Versand erfolgt, ist es meistens schon allerhöchste Eisenbahn, die auch im Frühjar fertiggestellten Drohnenvölker und die zur künstlichen Besamung angesetzten Mütter
einzupacken und von einem anerkannten Besamer besamen zu lassen. Diese nicht mehr ganz so neue und doch fabelhafte Möglichkeit seine Zucht nach eigenen Wünschen und ohne den Widrigkeiten der
Natur ausgesetzt zu sein, gestalten zu können, möchte ich nicht mehr missen. Die künstliche Besamung hat mich in den letzten 5 Jahren einen enormen Schritt vorangebracht.
Nachdem ich Ihnen nun ein grobes Bild meiner Einstellung zur verantwortungsbewussten und herkömmlichen Bienenzucht gezeichnet habe, habe ich auch eine Bitte an Sie: Fragen Sie mich, wenn Sie
etwas wissen möchten. Sollten Sie sich darüber hinaus für eine meiner Königinnen entschieden haben, geben Sie mir Feedback. Nichts ist für mich wichtiger, als zahlreiche ungefärbte Beurteilungen
zu meiner Zucht.
Vielen Dank.
Mit norddeutschem Tschüß,
Ihr Manfred Stuehrk